Kühlschränke für Sibirien!

Veröffentlicht auf von Anorak

Was isst man eigentlich hier in Sibirien? Ich hatte vor meiner Abreise die Schreckvorstellung, dass ich in ein Land fahre, in dem man immer und ständig zum Essen eingeladen wird. In meinem Russischbuch Klutshi wurde ich davor gewarnt, dass die Völlerei hier keine Grenzen kennt und es immer noch einen nächsten Gang gibt. Ich kann Euch beruhigen, dem war bisher nicht so. Deshalb knurrt mir aber leider auch hin und wieder der Magen.

Was könnte ich denn mal essen, frage ich mich unter anderem nach dem Aufstehen. Ich frage es mich auch, wenn ich im Supermarkt stehe und mal wieder nicht weiß, was ich kaufen soll. Im Prinzip gibt es hier ja alle zu kaufen, was es bei uns auch gibt: Ehrmann- Fruchtjogurt, Nutella und Nestlé-Cornflakes. Das Zeug ist ungefähr so teuer wie bei uns, plus die Kosten für die paar tausend Kilometer Anfahrtsstrecke. Das eigentliche Problem ist aber, dass ich schon seit meiner Ankunft auf den versprochenen Kühlschrank warte. Also lagere ich bisher alles Essbare auf dem Fensterbrett. Milchprodukte halten sich dort allerdings kaum länger als einen Tag. Kochgeschirr habe ich auch, aber der Herd in der Gemeinschaftsküche ist schon so in die Jahre gekommen, dass ich einmal fast eine Stunde gewartet habe, bis meine Makkaroni al dente waren. Dazu gab es dann Ketchup und Käse. Die Bedingungen für die Selbstversorgung sind also eher suboptimal. Deshalb esse ich wie jeden morgen Butterbrot und die Tomaten, die mir meine Kollegin regelmäßig mitbringt. Dazu gibt es Tee.

Kaum zu glauben, dass hier in Sibirien Tomaten angebaut werden. Noch verblüffter war ich aber über die Melonen aus sibirischem Freilandanbau. Gerade als ich gehen will klopft es an meiner Tür. Ich öffne und sehe ein Schränkchen auf mich zuwackeln. Ein Kühlschrank? Nein, der kleine Mann dahinter kommt etwas verschämt in mein Zimmer und macht mir klar, dass er mir einen modernen Pressspan-Schrank im Austausch für einen alten Sowietschrank bringt. Schade, aber immerhin etwas.


Die erste Zeit hier in Kemerowo habe ich mich vorwiegend mit Hilfe von Podoroschniki über Wasser gehalten. Dabei handelt es sich um kleine Fressbuden. Man nennt sie hier auch sibirische McDonalds, denn wie bei unserer beliebten Franchisekette gibt es so eine Art Burger. Hier heißt das Ganze dann Buderbrod, ist aber nahezu das Gleiche. Podoroschnik bedeutet übrigens Breitwegerich, denn die kleinen Lokale stehen eben wie ihr Namensgeber am Straßenrand. In der Pause hole ich mir auch heute im Podoroschnik an der Uni mein Mittagessen.

Abends gehe ich mit meinen Kollegen dann zu Multi-Pizza. So wie bisher alle Restaurants, die ich hier besucht habe, eine SB-Kantine mit Plastiktablett und Mikrowelle. Pizza gibt es dort nur in Stücken, dafür aber besser als erwartet. Als ich abends dann nach Hause komme und vom Treppenhaus in meinen Flur einbiege hoffe ich, dass mein neuer Kühlschrank schon vor meiner Tür auf mich wartet. Ich werde wohl noch eine Weile weiter hoffen müssen…   

 


Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
S
Übrigens wurde ich nach diesem Artikel schon 2 Mal zum Essen eingeladen. Scheint gewirkt zu haben irgendwie. ;-)
Antworten
B
Hallo, habe dir mal einen Award bereitgestellt, für das interessante Blog - kannst du dir gerne auf meiner Seite abholen, wenn du magst :o)
Antworten
T
thx j ! yeahhh yippie er sc hreibt nur für mich
Antworten
A
Na nicht, dass du mir vom Fleisch fällst
Antworten
S
triebser, der is für dich! - fotos gibts spätestens am WE ;-)
Antworten